Selbst das Sägen, Spalten, Stapeln von 15 Festmeter Holz konnte Dieter Baumann vom täglichen Laufen nicht abhalten, denn er hat das Prinzip der „aktiven Erholung“ verinnerlicht.
Entschuldigen Sie, dass ich nochmals zurückblicke, aber Ichmuss es einfach loswerden. Ich habe es geschafft! Den Januar-Streak! Ach, was soll ich sagen? Ich war so was von drin, drauf und dran. Beim #Endspurt100 noch hochkant gescheitert und dann das: streak! Im Januar, jeden Tag gelaufen, mindestens eine Meile. Zugegeben, wirklich spannend war das nicht. So bin ich schließlich große geworden.
Nur einmal wackelte der Streak. Es war der 18. Januar. Ich hatte den ganzen Tag im Wald gearbeitet. Ja, gearbeitet. 15 Festmeter Holz! Ich kam spät nach Hause, es war bereits dunkel und ich war müde (Hallo? 15 Festmeter Holz), legte mich aufs Sofa, ich schwöre, ich wollte mich nur kurz aufs Sofa legen, daraus wurden dann eineinhalb Stunden. Es war weit nach 20 Uhr. Draußen war es noch dunkler als dunkel (gefühlt), es regnete, (gefühlt Schneeregen) und es war kalt. Kein normaler Mensch denkt in einer solchen Situation ans Laufen. Ich auch nicht, habe es aber trotzdem gemacht. Umziehen, Schuhe, Zack.
Am Vortag war das anders. Gleiche Situation, den ganzen Tag Holz gesägt, gespalten, gestapelt. (15 Festmeter macht man nicht an einem Tag) Und nein, kein Traktor, keine Hydraulik, kein Spalter. Jawohl, ich spalte von Hand! Gut, unter Holzfachleuten ist meine Vorgehensweise verpönt. Die Fachleute sägen das Holz auf einen Meter, spalten, stapeln und jetzt kommt es: sie sägen nach drei Jahren das Holz nochmal – dann auf 30 cm. Ich spare mir einen Arbeitsgang. Ich säge gleich auf 30 cm, spalte, staple. Ofenfertig. So geht das.
Übrigens ist unter Lauffachleuten ein Ruhetag genauso verpönt wie bei Holzfachleuten die 30 cm. Um das Laufen an einem Ruhetag im Leistungssport zu legitimieren, nennen die Experten den Dauerlauf „aktive Erholung“. So redete man der ewigen Kilometerfresserei mit einer nett klingenden Begrifflichkeit schön, doch für mich bleibt es ein Widerspruch: entweder bin ich aktive (Laufen) oder ich erhole mich (Sofa). Laufen am Sofa geht nicht. Apropos Kilometerfresser: zu meiner Zeit liefen die Mädels und Jungs nach 9,7 km noch am Parkplatz zwei Minuten im Kreis, um den 10-ner „voll“ zu machen. In solchen Dingen war ich konsequenter und rundet schon bei 9,1 Kilometer auf.
Deshalb ist für mich ein „Streak“ überhaupt kein Problem, denn ich bin mit solchen Menschen und der „aktiven Erholung“ groß geworden. Ja, entgegen meinem Naturell wurde ich über viele Jahre dazu gezwungen: jeden Tag laufen. Auch nach über 20 Jahre steckt das also in mir. Überwindung, Umziehen, Schuhe, Raus, und fertig ist der Streak. Anderseits weiß ich aber, dass tief in meiner Persönlichkeit immer irgendwo ein Ruhetag lauert. (Manche nennen das Faulheit.) Und weil ich das weiß, muss ich mitunter zu ungewöhnlichen Mitteln greifen. So zum Beispiel am Vortag des 18. Januar. Schon beim Arbeiten im Wald spürte ich den Ruhetag in mir. Sägen, spalten, stapeln ist anstrengend. (Habe ich es schon erwähnt, es waren 15 Festmeter). Um erst gar nicht in Versuchung zu kommen (Sofa), bin ich direkt von Spaltklotz losgelaufen. Leider hatte ich keine Laufkleidung dabei. Doch zum Laufen braucht man schließlich nichts. Und, wer sollte mich mit Holzschnitthose, Arbeitsjacke und Sicherheitsschuhe schon sehen? Übrigens, so eine Stahlkappe im Schuhe wirkt wie eine Carbonfeder, nur andersrum. Trotz Dunkelheit und kurzer Strecke mitten im Wald traf ich drei Läufer. Verwundet sprachen sie mich auf meine Arbeitsschuhe an. Ich sagte: „Testschuhe aus Japan. Muss ich Probe laufen.“
Um mir diese Peinlichkeiten zu ersparen, fuhr ich am nächsten Tag nach Hause und landete auf dem Sofa. Doch egal ob Laufen mit Stahlkappe oder Sofa: Januar-Streak done! Und nun zur Februar Challenge bzw. 2022 Challenge: 12 mal im Jahr, am Ende eines jeden Monats, schnelle 5 Kilometer. Im Januar schon mal 18:36 vorgelegt. (Ohne Arbeitsschuhe) aber auch ohne Ruhetag. Da ist natürlich noch viel Luft nach oben, denn mit einem Ruhetag am Tag davor und ohne 15 Festmeter Holz im Wald wird das irre.
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