Als ehemaliger Leistungsheini ist es wie mit einem Hund: „Ich will nur Spielen“ –  aber Vorsicht.

Um ein großes Missverständnis hinsichtlich meiner 5-Kilometer-Challenge 2022 aus dem Weg zu räumen: Ich will mich auf die fünf Kilometer, die ich immer am Ende des Monats laufe, nicht steigern. Ich muss nicht immer ein paar Sekunden schneller werden. Auch möchte ich keinen ausgetüftelten Trainingsaufbau mit einem Saisonhöhepunkt am Ende des Jahres betreiben –  womöglich bei einem Silvesterlauf (Bei welchen Silvesterläufen stehen schon 5 Kilometer auf dem Programm?) Nein, bei meiner Challenge 2022 glaube ich an das Prinzip, dass Training leichter fällt, wenn wir ein Ziel vor Augen haben. Silvesterlauf? Das sind doch gefühlt Lichtjahre entfernt. Die letzten Tage eines Monats sind dagegen so nah, dass mich der Ausblick auf einen schnellen Fünfer ganz einfach besser im und auf Trab halten. Das ist alles. Es geht überhaupt nicht um die Zeit. Es ist mir vollkommen egal wie schnell ich laufe. 

Lassen Sie es mich so sagen: ich möchte mich nur spüren. Wenn ich immer locker leicht durch den Wald trabe, dann ist das schön und gut, aber wenig aufregend. Nach dem Duschen geht es bei mir mit dem Alltag einfach so weiter. Wenn ich aber ein klitzekleines Fahrtspiel mache, z.B. 10 x 3 Minuten, so reicht in der Regel eine Dusche zur Erholung nicht aus. Bis weit in den Abend, ja sogar bis zum nächsten Tag (!) sind meine Beine müde. Ich spüre diesen Lauf. Herrlich ist das. Wie schrecklich wäre es, wenn wir ein Fahrtspiel nicht spüren würden. 

Das macht für mich auch der Reiz des Laufens. Es ist eine Art Grenzerfahrung, besser noch ein Grenzgang. Genau das ist es. Dabei brauche ich keine Stoppuhr. Es geht im Grunde weniger um die Zeit (aus dem Alter bin ich doch raus!), als um das Gefühl. Es ist ein Spiel mit mir selbst. Genauso ist meine Challenge zu verstehen. Ein Spiel mit dem Tempo am Ende eines jeden Monats.

Verrückt ist dabei, dass es seit meiner ganz persönlichen und nur mit mir vereinbarten Verpflichtung, im Training einfach besser läuft. Wahrscheinlich liegt das daran, dass mir die Vorstellung, eine schnelle Fünf aus einer Vorbereitung mit der Mischung „Schlendrian und trallala“ zu laufen, ein Graus ist. Ist das nicht herrlich? Ich rufe einfach, nur für mich (!) einen „Wettkampf“ aus – und schon bin ich drin, dran und drauf und weiter. 17:41 Minuten in Nordkirchen. (Siehe letzte Kolumne). 

Aber nochmals, es geht mir nicht um die Zeit. „All out“ ist eben nur bezogen auf den einen Tag am Ende eines Monats. Es ist eine Momentaufnahme. Ich muss doch wirklich nicht mehr irgendeiner Zeit hinterherlaufen. Ich muss kein Bestenliste mehr anführen. Interessiert mich nicht. Überhaupt. Nicht. Es geht mir um ein wenig Spielen, spielen mit dem Tempo. 

Apropos Tempo: Am 30. Juli gibt es einen 5-Kilometer-Lauf in Tübingen. Auf der Bahn. Ich garantiere, da geht die Post ab. Kommen Sie doch einfach vorbei und laufen Sie mit, ich würde mich freuen.  Wir laufen im Zuge eines 24 Stunden Spendenlaufes. Ich habe den Zeit-Slot von 24 Uhr bis 01 Uhr gebucht. Fünf Kilometer um Mitternacht, mit offizieller Zeitnahme, ist doch klar. Grenzerfahrung und das Spiel mit dem Tempo sind schön und gut, aber am Ende möchte wir doch wissen, was die ganze Schinderei für einen Wert hat. Sekundengenau! Sonst ist das doch nur Mist. 

Meine Vorbereitung hat längst begonnen. Meine schnelle Fünf von Ende Juni lief ich in 18:16 Minuten. Ein TDL mit angezogener Handbremse war das, mehr nicht. Das Laktatpufferprogramm, 10 x 200 Meter, habe ich auf den seit zwei Monaten wöchentlich stattfindenden TDL gelegt. Doppelschlag. Dritte Tempoeinheit: 12x 500 Meter im Renntempo. 3:25 Minuten/km, wird aber noch gesteigert. (Aber so was von) Dazwischen Dauerläufe, Dauerläufe, Dauerläufe. Was heißt hier Freude? Blödsinn! Jetzt muss ich los, Training, danach Physio. Ein Spiel? Das wüsste ich aber.