Sagenhafte 21 Kilometer. Ich weiß gar nicht, wann ich das letze Mal so weit gelaufen bin. Schon in meinem vorherigen Leben war für mich bei 20 Kilometer Schluss. 

Nördlingen/Bopfingen, Ips-Ries-Halbmarathon, 643 Teilnehmer, www.ips-ries-halbmarathon.de

Halbmarathon, sagenhafte 21 Kilometer. Aber, mal unter uns, ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal so lange gelaufen bin. Schon in meinem vorherigen Leben war für mich bei 20 Kilometer Schluss. Das firmierte in meinen Trainingsaufzeichnungen damals als „langer Lauf“. Heute gibt es keine Trainingsaufzeichnungen mehr und wenn ich 12 Kilometer laufe, ist das ein „langer Lauf“. 

Das aber nur nebenbei und zum Verständnis, dass ich beim Ips-Ries-Halbmarathon nicht über die ganze Strecke, sondern in der Staffel an den Start gegangen bin. Zu meiner Ehrenrettung: Ich bin das längste Teilstück gelaufen. Acht Kilometer! Mit mir im Team: der Oberbürgermeister von Nördlingen, David Wittner, und der stellvertretende Bürgermeister von Bopfingen, Thomas Trautwein. Bis in die Rathauspitzen wird die Idee des Laufes konsequent umgesetzt: das Verbindende. 

Der Lauf verbindet Nördlingen im Ries-Kreis und Bopfingen am Fuße des „Ips“. Zudem verbindet er zwei Bundesländer. Selbstredend  startete der OB aus Nördlingen in seiner Stadt und der stellvertretende – in diesem Fall laufvertretende – Bürgermeister aus Bopfingen wollte in seiner Stadt ins Ziel laufen. Ich war sozusagen der Grenzläufer, von Bayern nach Baden Württemberg. 

Die Idee, zwei Städte läuferisch zu verbinden, ist genial. Das bringt Menschen zusammen. Freiwillige Feuerwehr, Rotes Kreuz, Musikvereine, Kulturvereine, Sportvereine, ohne die Hilfe dieser Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen, wäre ein solcher Lauf überhaupt nicht denkbar. Eine  Laufveranstaltungen wird damit auch zu einem verbindenden Element in Stadtgesellschaften. Und wenn ein solcher Lauf über Landesgrenzen hinweg zwei Städte verbindet und die Laufstrecke durch viele Dörfer führt, wird das gemeinsame organisieren, vorbereiten, machen und tun, nochmals verstärkt. Und wir Läufer profitieren davon. Denn egal durch welches Dorf ich lief, egal an welcher Getränkeverpflegung ich halt machte, es war so herzlich, so liebevolle wie ich es selten an einer Laufstrecke erlebt habe. 

Jetzt ist aber auch genug mit „liebevoll“ und „herzlich“. Kommen wir zum Laufen. Genauer zum Staffellaufen. Dort sind wir ja nicht von unserm Können allein abhängig, sondern auch von den Teamkollegen. Die Veranstalter versicherten mir, der Oberbürgermeister David Wittner aus Nördlingen „habe was drauf“ und sein Kollege aus Bopfingen hätte „sogar trainiert“. Das waren guten Voraussetzungen, denn weder hatte ich etwas drauf noch wie auch immer trainiert. Aber, liebe Freunde der Laufkunst, es ging ja um nichts. 

Trotzdem feuerte ich meinen Teamkollegen beim Start mit den Worten „Gib alles!“ an. Wenn schon laufen, dann richtig, oder? Dann machte ich mich auf den Weg zum Staffelwechsel nach Hofheim. Dort hatten sich schon alle Staffelläufer eingefunden. Wir warteten auf unsere Teampartner. Da kam die erste Staffel, die zweite, die dritte,…. Ich übertreibe nur wenig, wenn ich sage: Fast alle Staffeln waren schon durch, bis endlich mein Oberbürgermeister einlief. Er winkte ins Publikum, lächelte, schwatze hier und da. Und ich dachte, wir laufen um den Sieg!? Aber er hatte ja recht. Früher beschränkten sich Bürgermeister auf den Startschuss. Heute laufen sie mit oder machen beides! 

Ich übernahm den Staffellauf, lief engagiert los. Doch bald tauchte vor mir der Zeugenberg Ips auf. Da nahm ich auch einen Gang raus und genoß die Landschaft. Herrlich.  (Fahrt hin, lauft mit und bleibt ein paar Tage, es lohnt sich.) Am Wechselpunkt in Trochtelfingen wartete bereits Bopfingens laufvertretende Bürgermeister Lothar Trautwein. Umjubelt lief er los und brachte für uns den dritten Platz ins Ziel. Geht doch! Entspannt ging ich zum Getränkestand. Da erste bemerkte ich die Tücken  des Staffellaufens. Wie bitte schön gelangt man ins Ziel? Genau, laufen. Am Ende hatte ich auf insgesamt 14 Kilometer. Für mich zurzeit ein Ultra. Also: alles wunderbar!