Liebe Freunde der Laufkunst, die Kolumne von RUNNER`S WORLD / Januar 2020 ist hier online zu lesen.
Und klar bin ich gestern und heute gelaufen. Januar 2020 – jeden Tag Laufen. Gestern 9 km und heute 5 km…..ach es war schön, das nur am Rande.
Hier die Kolumne:
Nach dem Wolf haben die Medien eine neue Plage gefunden, die dramatische Titelzeilen verspricht: Wildschweine. Da aber auch die Jäger offenbar nicht genau wissen, was im Wald herumläuft, müssen wir Läufer vorsichtig sein.
Vergangenes Jahr schrieb ich in meiner online Kolumne „Lauf der Woche“ häufiger über den Wolf, genauer: über die Presseberichte über den Wolf sowie über den Koalitionsvertrag. Viele werden jetzt überrascht sein, aber der Wolf schaffte es in den Koalitionsvertrag. Man möchte meinen: Wer sonst keine Sorgen hat…. So gesehen müsste die große Koalition für ewige Zeiten halten, so sorgenlos mutet das an. Aber es gibt ja noch die Mütterrente, Grundrente und ernüchternde bis verlorene Landtagswahlen.
Zum Wolf heißt es im Koalitionsvertrag vom März 2018: „Dazu erarbeiten wir mit der Wissenschaft geeignete Kriterien für die letale Entnahme.“ Reden wir nicht lange drum herum, vom Abschuss ist die Rede. Töten. Eine mediale Hetzjagd begann. Fast jede Woche wurde über den Wolf berichtet. Hier ein totes Schaf, dort ein DNA Test – oft war es am Ende ein Hund. Aber egal, der Wolf war ein Problem. Ende 2018 war dann Schluss mit dem Wolf. Das Interesse der Medien erlahmte.
In Baden Württemberg war bis letztes Jahr ein einziger Wolf nachgewiesen. GTI4711 (oder so ähnlich) wie er liebevoll genannt wird. Vor wenigen Wochen hat er laut Zeitungsmeldung und DNA Analyse wieder zwei Schafe gerissen. Verdammt. Und was tun die Jäger? Sie prügeln sich. Im Herbst dieses Jahres kam die Meldung: Bei einer Treibjagt erschoss einer den Hund des anderen. Daraufhin prügelten sie sich. Der Schuss war ein Versehen oder genauer: eine Verwechslung. Hielt der Jäger ihn für einen Wolf? Nein. Er hielt den Hund seines Kollegen für ein Wildschwein. Gut, wir wissen jetzt nicht wie das Tier aussah, was allerdings feststeht: es war bei einer Treibjagt. Ja, liebe Freunde der Laufkunst, ihr ahnt worauf das für euch und uns hinausläuft: Beim Laufen im Wald bitte neongelbe Leuchtjacken tragen. Danke.
Der Wolf ist medial out, und schon wird, im wahrsten Sinne des Wortes, eine neue Sau durchs Dorf getrieben und die heißt Wildschweinplage. Die Sauen leben mittlerweile sogar in Städten – Berlin, Frankfurt, ja, auch Tübingen – und sie vernichten die Hausgärten der Stadtbewohner. Wildschweine sind in diesen Dingen wenig zimperlich.
Und wie zuvor beim Wolf, begann sogleich eine mediale Schlammschlacht gegen die Schweine. Von einer Plage ist die Rede. Wildschweine im Wald, in der Stadt, egal wohin man schaut.
Wenn ich durch den Wald renne, oder durch die Stadt spaziere, stelle ich aber oftmals fest, einige von den Exemplaren haben zwei Beine, aber das nur nebenbei. Und als gemeiner Zeitungsleser weiß ich gar nicht ob das stimmt. Vielleicht schreiben die Kollegen voneinander ab und verlassen sich auf die Recherche des Kollegen. Hat Berlin wirklich eine Wildschweinplage oder ist es ein ganz anderer Schweinstall der zu beklagen ist und in dem viele Lobbyisten sich nur all zu gerne im Stall der öffentlichen Hand suhlen?
Beim Wolf war es so, dass man zu Beginn des Jahres 2018 den Eindruck haben könnte, man müsste beim Laufen bald auf einen Wolf treffen. Nun also Wildschweine. Wobei ich über die Tübinger Wildschweine sagen kann: es gibt sie wirklich – in meinem Garten. Tagsüber höre ich sie manchmal, wie sie sich im Unterholz des Nachbargrundstückes wälzen. Nun weiß ich nicht, ob die Population zugenommen hat und wir deshalb eine Wildschweinplage in Tübingen haben, oder ob es eine Rotte ist, die einfach mal quer durch die Stadt gezogen ist und sich nun bei uns im Westen so richtig wohl fühlt.
Auf die Jäger ist jedenfalls kein Verlass. Zu lange haben sie sich auf den Wolf eingeschossen. Nun können sie nicht mal mehr einen Hund von einem Wildschwein unterscheiden. Also nochmals: gelbe Leuchtjacke nicht vergessen!
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