Mitten im Wald blieb ich stehen. Verdutzt liefen die anderen an mir vorbei. Die gesamt zweite Runde wanderte ich. „Letzter werden wollen.“

Büchenbach, Unterfranken, 6165 Einwohner, Büchenbacher Waldlauf, 240 Teilnehmer, www.tv-buechenbach.de/abteilungen/leichtathletik

Eine Serie ist eine Serie, ist eine Serie. Ich spreche von meiner Dorflaufserie. Beim ersten Start war ich Neunter, dann Achter, beim dritten Siebter und da ist es doch völlig klar, dass ich beim vierten Dorflauf Sechster werden wollte. So etwas nenne ich Laufkunst. Chefredakteur Martin Grüning war wenig beeindruckt und meinte: „Werde doch einfach mal Letzter.“ – „Das ist nicht dein Ernst.“ – „ Letzter werden ist schwerer als du denkst.“ 

LetzterWerdenWollen“. Mit diesen Gedanken machte ich mich auf den Weg zum Büchenbacher Waldlauf. Seit 1978 wird dort gelaufen, zwei Mal pro Jahr. Es war die 89 Auflage! Organisatorin Elli Müller lief bei der ersten Auflage noch mit, doch schon seit 1979 ist sie die Organisationschefin. Seit 44 Jahren. Das macht selbst mich sprachlos. Ich kann nur sagen: absolute Weltklasse!  Und ja, beim Büchenbacher Waldlauf sind tatsächlich von U 10 bis AK 70 alle auf unterschiedliche Streckenlängen auf Graswegen durch den Wald unterwegs. Ach, war ich froh, dass es trocken war, nicht auszudenken, denn Crosslaufen ist nicht so mein Ding. 

LetzterWerdenWollen“. Mit Verlaub, das passt nun wirklich nicht zu mir. Wenn ich irgendwo an einer Startlinie stehe, dann laufe ich voll. Einfach deshalb, weil es mir Spaß macht. Und: Ich möchte mich mit andern messen. Das ist für mich übrigens auch das Verständnis einen Wettkampfes. Ich gebe mein Bestes und erwarte dies auch von anderen. Das gehört für mich zu einem fairen Wettkampf dazu. Ernsthaft Laufen. Sonst könnte ich ja in Tübingen bleiben und mit ein paar Freunden eine Runde durch den Wald laufen. 

Ja, bei Volksläufen laufen ganz viele einfach so mit. Sie messen sich nicht mit anderen und wollen das auch nicht. Das ist auch gut so. Gerade diese Mischung aus Ambition und Freude macht unsere Sportart besonders. Doch Vorsicht: Die Zeit läuft mit und jede/jeder läuft mindestens einmal Bestzeit. Und bei allen weiteren Läufen werden mit dieser Zeit Vergleiche angestellt. Sein Bestes geben kann sich deshalb auf jeder Ebene des Sports abspielen.

LetzterWerdenWollen“. Ist für mich keine Option. Auch nicht in Büchenbach. 50 Teilnehmer im Hauptlauf. Drei Runden, elf Kilometer. Wir tobten los. Vorneweg vier Jungs und mittendrin die Spitzentriathletin und Lokalmatadorin Rebecca Robisch. Dicht dahinter zwei weiter Läufer. Vier plus zwei sind sechs. (Männerwertung) Es blieb für mich keine Wahl. Die Serie! Ich musste mit den zwei Verfolgern mit. Koste es was es wollte. Nach nur zwei Kilometer spürte ich: das wird eng. Ich hing an den beiden dran, wie an naßer Lappen. Meine Serie, Platz sechs? Zu schnell heute, zu hart. 

LetzterWerdenWollen“. Der Gedanke von Grüning. Albern? Ach was. Mitten im Wald blieb ich stehen. Verdutzt liefen die anderen mir vorbei. „Was ist los?“ „Verletzt?“ „Weiter!“ Die gesamte zweite Runde wanderte ich. Ich wurde von allen überholt, (Grüning wäre stolz auf mich), bis endlich der letzte Läufer kam. Als er mich sah, blieb er stehen und hielt Abstand. Auch er wollte ganz offensichtlich letzter werden. Ich schlenderte weiter, um vor der letzten Runde beim Bratwurststand eine Pause einzulegen. Langsam zottelte er mir hinterher und bestellte sich eine Doppelwurst. So standen wir dort und beäugten uns. Wer würde zuerst die Nerven verlieren und losgehen, in die letzten Runde. Ich würde es nicht sein. In aller Ruhe bestellte ich ein Bier. Als ich es ausgetrunken hatte (natürlich auf Ex) grölten die Zuschauer am Streckenrand. 

Am Streckenrand? Das Jubeln hatte mich aus meinem Lauftraum erweckt. Ich stand nicht Bratwurststand, ich lief aus dem Wald auf die Zielgerade zu. Offensichtlich hatte ich im Lauftunnel die zweite Runde im Verfolgerduo irgendwie überlebt. Ich war tatsächlich auf der Zielgerade. Die Spitzengruppen war durch und vor mir sah ich nur nur noch ein

en Läufer. Vier plus eins macht fünf. Ich war sechster.  Sechster Platz! Eine Serie ist eine Serie, ist eine Serie. Büchenbach!