Seit 45 Jahren bin ich in zu kleinen Laufschuhen unterwegs. Dies hat ein erst neulich ein Laufschuhexperte festgestellt. Nicht auszudenken, was aus mir hätte werden können.
Mauren. 460 Einwohner. Maurener Dreikönigslauf. 10 Kilometer. 140 Höhenmeter. www.lg-donau-ries.de
Zunächst dachte ich: Dreikönigslauf? Das klingt doch nach Tradition und Winterlaufserie. Aber dieser Lauf ging in diesem Jahr erst in die 7. Auflage, und das Laufen ist im kleinen Ort Mauren auch erst seit 10 Jahren vereinsmäßig organisiert. Drei mal pro Woche wird auf unterschiedlichen Strecken gelaufen, auch mal gewalkt. Es gibt Ausflüge zu Laufveranstaltungen, und es werden eigene Läufe organisiert. Das volle Programm eben. Die Macher des Vereins treiben die Sache voran, organisieren mit großer Freude. Beim Dreikönigslauf bringen sie knapp 200 Menschen in Bewegung, die Hälfte des Dorfes. Auch bemerkenswert: Der SV Mauren hat insgesamt so viele Mitglieder wie das Dorf Einwohner. Mit anderen Worten: Wird man Einwohner, wird man Vereinsmitglied. Verrückt. Und genau das merkt man auch beim Lauf: viele helfende Hände, Lagerfeuer im Zielbereich. Lebkuchen, Knabbereien, Obst, dazu Tee. Alles war wie zu einem großen Grillfest hergerichtet, und viele bedauerten, dass es keinen Schnee gab. „Bei Schnee ist das noch viel schöner“, sagten mir die Organisatoren.
Und an dieser Stelle ist dann auch Schluss mit der Lagerfeuerromantik, denn ich war ganz froh, dass es keinen Schnee gab. Laufen ist bei Schnee nichts für mich. Kurz vor dem Start besann ich mich auf die gut bewährte Altersklassentaktik: „Lauf den ersten Kilometer mal an, und schau, wie es dir geht.“ Und was soll ich sagen? Es ging mir gut! Der erste Kilometer 3:44 Minuten, (weil bergab), der zweiter Kilometer 4:45 Minuten (weil bergan). Was ich damit sagen möchte: Die Strecke war sehr hügelig und hatte es in sich. 140 Höhenmeter insgesamt. Zuerst vom Sportplatz raus übers Feld, dann rein in den Wald, die Hügel hoch und runter, vorbei an einer Bierwirtschaft (man hört aus der Küchen lautes Schnitzel klopfen), raus aufs Feld, hoch und runter, wieder in den Wald und hoch und runter.
Irgendwann tauchte ein kleines Warnschild auf: „Obacht Wurzelweg“. Es war ein kleines rotes Schild. Obacht, das klingt irgendwie putzig, dachte ich. Gleichzeitig fiel mir meine erst im Dezember durchgeführte Laufanalyse ein. Ein sehr bekannter Laufladenbesitzer hatte festgestellt, dass ich seit 45 Jahren mit viel zu kleinen Laufschuhen laufe, Größe 42. Ich bräuchte doch Größe 43,5, meinte er. 45 Jahre in der falschen Größe! Nicht auszudenken, was möglich gewesen wäre.
Nun stellen Sie sich doch einmal vor, ich wäre mit diesen übergroßen Schuhen, über den ach so putzigen „Obacht Wurzelweg“ gelaufen. Über jede kleinste Wurzel (putzig oder nicht) wäre ich in Größe 43,5 gestolpert. Gut also, dass ich meinen zum dritten Mal runderneuerten DS Trainer der ersten Generation mitgebracht hatte. Den trage ich übrigens in Größe 41,5, quasi als zweite Haut. Die Zwischensohle ist nicht dicker als einen Zentimeter. Totaler Bodenkontakt. Da spüre ich Wurzeln am Boden, die noch gar nicht rausschauen. „Hoch und Runter“ gibt es bei diesen Schuhe gar nicht.
Ja, der Dorflauf in Mauren war wundschön, aber zugegeben, sehr anstrengend. Ich weiß, das kommt jetzt nicht bei allen gut an, aber ich oute mich: Laufen darf auch mal anstrengen. Natürlich nicht immer und nicht bei jedem Lauf. Zu Hause beispielsweise laufe ich wirklich immer langsam, immer locker leicht. Aber wenn ich zu einem Dorflauf anreise, dann kann es durchaus passieren, dass ich meinen DS-Trainer mitbringe und schaue, wie es mir auf dem ersten Kilometer geht.
Habe ich schon vom gemütlichen Ausklang nach dem Lauf im Vereinsheim des SV Mauren berichtet. Herausragend. Leberkäs mit Kartoffelsalat vom Feinsten, später noch Kuchen (oder war es anders herum?), dazu ein Haufen netter, laufverrückter Menschen. Es war ein Erlebnis.
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