In Bad Füssing sind die zehn Kilometer flach – ideal, um mein seit 1981 bestehendes Jahresziel zu erreichen: 10 Kilometer unter 40 Minuten. Vierer-Schnitt. Seit 42 Jahren
Was macht ein Dorflauf aus? Ein Dorf? Nicht unbedingt. Wichtig sind Berge. Nur ein wildes Rauf und Runter der Laufstrecke macht einen Dorflauf zum richtigen Dorflauf. Noch wichtiger: eine große Kuchentheke. Das ist mein kleines Fazit des vergangenem Jahres. Der Johannesbad-Thermen-Marathon in Bad Füssing ist also eigentlich kein Dorflauf, weil es auf der ganzen Strecke keine einzige für mich erinnerliche Erhebung gibt. In Bad Füßling sind die zehn Kilometer flach. Also ideal, um mein seit 1981 bestehendes Jahresziel zu erreichen: 10 Kilometer unter 40 Minuten. Vierer-Schnitt. Seit 42 Jahren. Bevor ich zum Bericht darüber komme, zunächst ein Blick in meine Vorbereitung.
Ach wie langweilig, werden jetzt einige denken, und Sie haben vollkommen Recht. Mein Training ist langweilig, stinklangweilig sogar. Auf dem Papier kann Training ein wahres Feuerwerk sein. Hier ein Intervall, dort ein langer Lauf. Dazwischen HIIT, Krafttraining oder Crossfit. Dann ein langer Lauf mit Steigerung oder ein langer Lauf mit Intervall oder Intervalle im langen Lauf, alles gesteigert. Na, verstanden?
Bei mir ist das anders. Ich vereinfache das Training. Ich reduziere, streiche, lasse weg. Seit Jahren habe ich Probleme in der rechten Wade. Der Schmerz wandert hoch und runter. Seit Herbst ist das nicht mehr so. Warum? Seit Herbst wandere ich 1,5 Kilometer bis zum Wald (eingehen). Dann laufe ich sehr langsam 6 Kilometer. Zurück gehe ich wieder 1,5 Kilometer (ausgehen). Was passierte? Mir tat nichts mehr weh. Es ist ja manchmal verrückt wie einfach etwas sein kann. Laufe ich auch nur einen Kilometer länger, oder einen Kilometer schneller, habe ich Schmerzen. Überall: Fußsohle, Sprunggelenk, Großzehengrundgelenk. Von meiner Wade möchte ich noch gar nicht sprechen. (Meist spricht sie mit mir). Seit Herbst, seit in mein Leben der Verzicht und die Vereinfachung des Laufens eingezogen sind (Eingehen, 6 Kilometer Laufen, Ausgehen) bin ich schmerzfrei. Ich schrieb darüber und keiner glaubte mir, aber ich ziehe das durch. Immer dieselbe Runde, derselbe Wald. Zwei Tage Training, ein Ruhetag, zwei Tage Training. Total langweilig und doch herrlich zugleich. Kein Blick zur Uhr, kein Puls, kaum Kilometer. Kein Computerstimme, die ruft:„Der letzte Kilometer war in 6 Minuten und 35 Sekunden.“ Es muss reichen, dass ich 6:35 Minuten laufe, sagen muss mir das niemand mehr. (Zumal ich in dieser Stimme immer einen leichten ironischen Unterton höre.) Auf der ganzen Strecke Langeweile die, bei guter Übung, einmal in eine totale Entspannung mündet. Einatmen, Ausatmen. Laufen und ich.
Bisher habe ich aber noch nicht gut genug geübt. Denn nach drei Wochen fallen mir auf dieser immer gleichen Sechs-Kilometer-Runde die Bäume auf den Kopf. Dann muss ich raus. Zu den Dorfläufen. Thüngersheim, Melsungen, Mauren. Das sind Herausforderungen! Hoch, runter, hoch. Oder ich fahre nach Bad Füssing, weil superflach und superschnell. (Jahresziel!)
Dort traf ich einen Marathonsammler vom 100 Marathon Club Austria. Er sagte: „Ich habe schon 730 Marathons in den Beinen. Das hier wird 731.-sigste. Da konnte ich mithalten und meinte: „Ich bin über 10 Kilometer schon 9341 Mal unter 40 Minuten gelaufen. Das hier, wird die Nummer 9342.“ Natürlich hatte ich bedenken, ob nach monatelangem 6 Kilometer traben ein 4-Minuten-Schnitt überhaupt möglich ist. Aber ich setzte auf den Memory-Effekt Im Köper. Die Wade soll sich verdammt noch mal dran erinnern, was zu tun ist, wenn sie Vierer-Schnitt laufen soll.
Nun zum Bericht vom Wettkampf: Es hat geklappt. Langeiliges Training, geiler Wettkampf. Saisonziel 2024 erreicht. 10 Kilometer unter 40 Minuten. Nun kehre ich wieder auf meine 6-Kilometer-Runde zurück, zu meinen vertrauten Bäumen und übe mich in Langweile.
Dieter Baumann – Danke für die Dorf-Geschichtenbeiträge – lese sie immer gerne – wichtig ist das Laufen, egal was für ein Kilometerschnitt – habe früher Triathlonlangdistanz gemacht – nach Hüft-Tep (2021) nur mehr kurze langsame Läufe – ohne Druck – einfach schön.
PS: Starte im Juli bei einem Volkstriathlon, wie vor 20 Jahren.
LG Robert